
Wiener Zeitung 11./12. November 2017
Brigitte Borchhardt-Birbaumer
„Für Theres Cassini sind es nicht nur die Gegensätze der Arte povera, das arme Material und die Laborsituation einer künstlich gezüchteten Natur. Sie lässt sich Moose aus allen Ländern dieser Erde bringen, fotografiert sie mit Makrolinse, und schafft durch die ganz unterschiedlichen Applikationen,
Kombinationen und Verfremdungen neue Bezüge. Sie verortet das Moos durch die Angabe der Koordinaten ihrer Fundstelle(Mapping), sie lässt einen wirklichen undnaturnahen Traktor über das vergrößerte und farblich verfremdete Moosbild fahren und stellt dieses Überrollen in der künstlichen
Welt des Ateliers mit einem einzelnen Traktorreifen nach – mit echtem Erdmaterial.
Erde als Schriftzeichen, Erde als Heimatkonnotation und als Kritik an der
historischen Auslegung des Heimatbegriffs.
Für Cassini ist Moos einer von vielen Indikatoren einer intakten Umwelt und wichtig für Gedanken einer Tiefenökologie, die sich im anwachsenden Labor von Einmachgläsern und gebauchten, übereinandergestapelten
Glasgefäßen mit halbkreisförmigen Laborglasdeckeln äußert.“
Theres Cassini
Geboren 1960 in Rattendorf
(Kärnten); Skulptur- und Fotokünstlerin mit Schwerpunkt konzeptionelle
Fotografie; ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen vertreten, u. a. Österr. Galerie Belvedere, Wien; Museum Moderner Kunst, Klagenfurt; Leopold
Museum, Wien; Museum Villa Haiss, Stuttgart; zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
Lebt und arbeitet in Wien.
Siehe auch: www.cassini.at
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