KLEINE ZEITUNG 19. März 2014
Bäume, Wurzeln und Verästelungen
von Erwin Hirtenfelder

In den Weinberg, in den Wald und mitten in den „Mann ohne Eigenschaften“: Karl Vouk, Theres Cassini und Markus Orsini-Rosenberg laden in drei sinnliche Ausstellungen.

[…] MUSILMUSEUM
Heimo Strempfl möchte mithilfe der Kunst „Lust auf Literatur“ machen. Das gelingt dem Chef des Musilmuseums ganz besonders mit der aktuellen Schau. Theres Cassini kommentiert darin mit spielerischer Leichtigkeit die Hauptfiguren von Musils „Mann ohne Eigenschaften“ sowie einige Kernsätze daraus. Etwa: „Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben“.
Im Musilmuseum schweben die Metaphern für den Wirklichkeitssinn, teils stoßgedämpft, von der Decke. Daneben thematisiert ein Riesenmobile die These von „Möglichkeiten als noch nicht geborenen Wirklichkeiten“. Zerlegt in 29 siebartige Teile umkreist der Satz, beruhigend wie verwirrend, die Köpfe.
Anderswo begegnet man der eigenbrötlerischen Romanfigur Ulrich, versinnbildlicht durch ein kokonartiges Objekt, sowie dessen Geliebter Bonadea. Sie wird durch eine kinetische Plastik vor dem Hintergrund ihrer musilschen Charakterisierung dargestellt. Tenor: „Sie hatte nur einen Fehler, den, daß sie in einem ganz ungewöhnlichen Maß schon durch den Anblick von Männern erregbar war“.
Eine kongeniale wie sinnliche Simulation von Musils Poesie und Ideenwelt.









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